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Sportabzeichen für Menschen mit Behinderungen

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Bild zur Meldung: Sportabzeichen für Menschen mit Behinderungen

Es geht doch... !

Anlässlich einiger Besorgungen in der Wiesbadener Innenstadt kam ich auch zum Schloßplatz, wo gerade der Tag der Sportvereine stattfand. Als ehemalige Sportlehrerin wollte ich mal schauen, was es so an Sportangeboten auch für mich, die ich mit etlichen körperlichen Beeinträchtigungen versehen bin, so gibt. Der Weg führte mich auch zum Stand des Sportkreises, wo ich auf das Sportabzeichen angesprochen wurde, jedoch mit Blick auf meine Beeinträchtigungen sagen musste, dass das nichts mehr für mich ist, obschon ich früher als Sportlehrerin selbst Sportabzeichen abgenommen habe. Im Gespräch mit dem Sportabzeichen-Beauftragten wurde mir das Sportabzeichen für Menschen mit Behinderungen vorgestellt und, nachdem ich meine Beeinträchtigungen (u.a. Wirbelsäulenversteifung, Entfernung einer Lungenhälfte u.a.). dargestellt habe, auch eine Einstufung in eine Behinderungsklasse mit entsprechenden Ausgleichsübungen vorgestellt. Allerdings hegte ich insbesondere wegen den Anforderungen zur "Ausdauer" Bedenken, dass ich das schaffen könnte. Mit der Verabschiedung "geht nicht, gibt's nicht" und entsprechenden Informationen ging ich nach Hause und habe mich dann in den nächsten Tagen über den mitgeteilten Link genauer mit den Bedingungen für meine Behinderungsklasse auseinander gesetzt. Und nach einiger Bedenkzeit habe ich mir die Worte zu Herzen genommen und gesagt: "wenn nicht jetzt, wann dann".

Über den Sportkreis habe ich Kontakt zum Sportabzeichen-Beauftragten aufgenommen und wir haben uns dann für einen ersten Termin auf dem Sportplatz verabredet. Eigentlich wollte ich da nur mal testen, wozu ich noch fähig bin - abgesehen von den Übungen, die ich regelmäßig zu Hause mache. Nach einigen Aufwärmübungen haben wir dann mit dem Zielwurf für die Koordination angefangen. Nach einem Probewurf ist es mir tatsächlich gelungen, alle 6 Würfe ins Zentrum zu setzen und schon hatte ich 30 Punkte (5x6 Punkte) und damit die erste Wertung in Gold erreicht. Wir haben dann direkt mit dem Keulenweitwurf (Kraft) weitergemacht und hier habe ich es auf 16,90 m geschafft und damit die 2. Goldwertung erzielt. Jetzt war mein Ehrgeiz geweckt und nach einer kurzen Pause wagte ich den Sprint, obwohl ich hier mit "Luftproblemen" rechnete, schließlich besitze ich nur noch 1 Lungenhälfte. Auf Anhieb schaffte ich die 50 m in 17,8 Sekunden und war wieder in der Goldwertung. Ich war zwar etwas "außer Atem", aber mordsmäßig stolz, hätte ich doch vor einigen Wochen nicht im Traum daran gedacht, mit 73 Jahren und diesen Beeinträchtigungen noch einmal das Sportabzeichen zu machen. Doch jetzt kam die größte Herausforderung, die Ausdauer mit dem Lauf über 1.500 m. Nach einer längeren Pause und intensiver Beratung mit Jürgen wollte ich es unbedingt angehen, auch wenn ich Befürchtungen hinsichtlich der Distanz hatte. Aber wie hatte Jürgen ja gesagt: "Geht nicht gibt's nicht". Nach eigentlich gutem Anfang merkte ich dann aber doch zusehends die fehlende Lungenhälfte und nach der Hälfte der Strecke sah ich ein, dass Jürgen mich zu Recht heraus gewunken hat. Damit hatte sich die Sache wohl erledigt? Nein, denn Jürgen bezog sich auf eine Passage im Handbuch "MmB" und nahm deswegen noch vom Sportplatz aus telefonisch Kontakt zum Referenten beim DBS auf und schilderte die Situation hinsichtlich meiner erheblichen Lungenfunktionsstörung. Und so wurde mir eine Reduzierung der Laufstrecke zugebilligt, so dass ich eine "Silberleistung" erreicht habe. Puh. Und damit hatte ich -völlig unerwartet- auf Anhieb die Leistungen für die 4 Disziplingruppen geschafft. Ich war mächtig stolz auf mich. Aber auch ein klein wenig enttäuscht, dass die Problematik mit meiner Lungenfunktionsstörung nicht deutlicher im Handbuch "gewürdigt" wird; ich bin doch bestimmt nicht die einzige, die sich mit solch einer Beeinträchtigung "herumschlagen" muss.

Jetzt gab es nur noch ein Problem: der Schwimmnachweis. Aufgrund meiner Probleme mit der Lunge kommt ein Vorwärts-Schwimmen nicht infrage, es geht nur auf dem Rücken und auch nur über eine kurze Distanz. 15 Minuten sind mir nicht möglich. Und hier folgte die Erklärung, dass ich auch mit 25 m Schwimmen in mindestens der Bronze-Zeit den Schwimmnachweis erbringen könnte.

Dafür brauche ich natürlich etwas Platz im Wasser, wenn ich nicht einfach nur "herumplansche" sondern auf eine bestimmte Zeit hin schwimmen soll. Da darf mir niemand in die Quere kommen. Aber auch das war zu regeln und so habe ich mich dann unter Begleitung von Jürgen ins Freizeitbad Mainzer Str. begeben. Dort wurde mir dank des freundlichen Personals kurzzeitig eine Bahn freigehalten und ich konnte die 25 m angehen (der Bademeister lief vorsorglich neben her) und die Strecke tatsächlich sogar in "Silberzeit" absolvieren, war aber auch danach wieder wie ausgepumpt, aber zufrieden. Schließlich habe ich jetzt alle Anforderungen für das Sportabzeichen geschafft!

Und auf der Feier seines Vereines bekam ich dann meine Urkunde und das Abzeichen für das erstmalige Absolvieren des Deutschen Sportabzeichens ausgehändigt. Jetzt kann ich bestätigen: Geht nicht, gibt's tatsächlich nicht.

Allen Menschen mit Beeinträchtigung kann ich nur den Tipp geben, informiert Euch über die Sonderkonditionen / reduzierten Anforderungen und probiert es aus. Es gibt immer einen Weg, sich den Herausforderungen erfolgreich zu stellen.

 

B. Sch.

Kontakt

Sportkreis Wiesbaden e.V.
Hagenauer Str. 47
65203 Wiesbaden

 

Tel: (0611) 74944